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Tradition und Innovation in fünfter Generation

Zimmerei Müller in Soest: Tradition und Innovation in fünfter Generation

In der Abitur-Zeitung unter der Rubrik „Wo sehe ich mich in zehn Jahren“ schreibt Merle Müller: „Ich bin Bau-Ingenieurin und habe die Firma übernommen.“ Mit diesem Satz rührt sie ihren Vater Heinrich Müller damals zu Tränen. „Bis dahin war meinem Papa so noch gar nicht bewusst wie ernst ich das meinte, aber umso mehr hat er sich gefreut, dass das Unternehmen auch weiterhin in Familienbesitz bleibt“, berichtet die heute 33-Jährige.

Seit über einem Jahrhundert steht der Name „Zimmerei Müller“ in Soest für handwerkliche Präzision und Qualität im Holzbau. Die Firma, die 1924 von Wilhelm Müller Sen. gegründet wurde, hat sich über die Jahrzehnte hinweg nicht nur als verlässlicher Partner für Bauprojekte etabliert, sondern auch als Hüter traditioneller Handwerkskunst. Der Fokus der Zimmerei Müller liegt auf Bauen im Bestand mit viel Leidenschaft für das Zimmerer-, Schreiner-, und Lehmhandwerk. Heute, in der fünften Generation, wird das Unternehmen von Merle Müller geführt, die sowohl die Tradition wahrt als auch neue Wege beschreitet. „Es ist für mich schon eine besondere Ehre, dass ich den Betrieb in fünfter Generation weiterführen darf. Schließlich gibt es heute nur noch wenige Familienbetriebe, die seit so vielen Jahren existieren.“

Moderne Führungskraft mit traditionellen Werten

Mit 25 Jahren übernahm sie das Ruder des Familienbetriebs und hat seitdem sowohl den Blick auf die Tradition als auch auf die Zukunft gerichtet. „Ich liebe vor allem das nachhaltige Bauen und setze mich gern mit neuen Baustoffen und Innovationen auseinander.“ Ein großer Vorteil der Selbstständigkeit sei für Merle Müller, dass sie ihre eigenen Ideen und Vorstellungen umsetzen kann: „Bei uns ist kein Tag wie der andere. Es warten täglich neue Aufgaben auf uns und dass macht den Beruf so spannend und abwechslungsreich.“ Besonders stolz und dankbar ist sie nicht nur für ihr Team, bestehend aus 20 Mitarbeitenden, sondern vor allem für den Rückhalt ihres Vaters, den sie von Anfang an bekommen hat. „Mein Papa bringt mir nicht nur sehr großes Vertrauen entgegen, sondern auch sehr viel Freiheiten und Gelassenheit gegenüber neuer Entwicklungen. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist.“ Nur mit der Digitalisierung habe er es nicht so, am liebsten verteile ihr Vater die Post mit dem Fahrrad, so Merle Müller. Zusammenhalt wird nicht nur in der Familie Müller großgeschrieben, sondern ist der jungen Geschäftsführerin auch im Unternehmen sehr wichtig: „Wir sind ein Team. Ich lege großen Wert auf flache Hierarchien und einen respektvollen Umgang untereinander.“

Austausch auf Augenhöhe

Diesen respektvollen Umgang weiß Merle Müller ebenfalls am Paula-Netzwerk zu schätzen. „Ich habe das erste Mal vom Paula-Netzwerk erfahren, als ich bei der Veranstaltung „FemaleFounders“ in Iserlohn war. Die anderen Unternehmerinnen waren mir alle gleich sympathisch und der Austausch untereinander hat mir sofort gut gefallen.“ Es sei nicht nur der Austausch auf Augenhöhe, für Merle Müller ist Netzwerkarbeit noch viel mehr: „Ich glaube einfach, dass wir gemeinsam mehr erreichen können und unsere Stimme bei bestimmten Themen so viel mehr Gewicht bekommt. Vor allem als Frauen in bestimmten Berufen gibt es immer noch hin und wieder besondere Herausforderungen.“
Mit ihrem Team, darunter mehrere Lehrlinge, die das Handwerk von der Pike auf lernen, sieht Merle Müller optimistisch in die Zukunft. Sie fördert aktiv die Ausbildung junger Menschen und ist sich der Bedeutung von Fachkräftenachwuchs bewusst. „Unser Handwerk hat nur eine Zukunft, wenn wir es schaffen, junge Leute dafür zu begeistern und es vor allem schaffen, sie auch zu halten. Denn viele Jüngere können sich heute kaum noch vorstellen, dass sie langfristig in einem Betrieb bleiben“, sagt sie.
Merle Müller hat ihren Satz in der Abitur-Zeitung und damit ihre Entscheidung bis heute nicht bereut. Sie ist stolz auf das Unternehmen und die damit verbundene Familiengeschichte und hofft, dass sie auch ihren Sohn mit dieser Begeisterung eines Tages anstecken kann.
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